Seit 336 Jahren kommen Pilger nach Bergatreute. - Wallfahrtsfest am 2. Juli ist Heimsuchung zu Maria

Wallfahrtsfest Bergatreute 2022

BERGATREUTE  (2. Juli 2022) -  Das Gnadenbild Maria vom Blut gehört zu Bergatreute, wie das Heilige Blut nach Weingarten – so formulierte es einmal ein junger Benediktinermönch aus besagtem Kloster. Bei bester Witterung konnte am vergangenen Samstag, 2. Juli in Bergatreute nach pandemiebedingter Pause das Wallfahrtsfest endlich wieder in gewohntem Rahmen stattfinden: an diesem besonderen Tag, erklingt schon früh um sechs Uhr das Tagwachspiel der örtlichen Musikkapelle. Nach und nach füllt sich die Wallfahrtskirche und der Kirchplatz mit Menschen, die zumindest hörend die Festmesse mitverfolgen. Das in Bergatreute verehrte Gnadenbild kam 1686 aus der böhmischen Stadt Klattau in den oberschwäbischen Ort und findet seither große Verehrung bis weit über die Grenzen des Landkreises hinaus.
Der Festgast des Tages war ein Schüler des in Bergatreute geborenen und 2017 verstorbenen Sozialtheologen Pater Berno Rupp. Der Salvatorianer Pater Martin Gal kam extra von Temeswar (Rumänien) angereist, zwar nicht mit dem Fahrrad, wie er schmunzelnd von seinem Lehrvater zu berichten wusste, dennoch mit einer vielstündigen Autofahrt. So hat der junge Pater aus dem Leben von Pater Berno Rupp einiges des neu erschienen Buches „Keiner wird vergessen“ in der Festpredigt vorweggenommen, um dann auf die freundschaftliche Heimsuchung Marias bei ihrer Tante den Vergleich zu unserer Beziehung zu Maria und den Menschen zu ziehen. Den Ärmsten zu helfen bedeute gleichzeitig den Dienst für Gott zu tun. Pater Berno hatte dies in außergewöhnlicher Weise vorgelebt und endlich, so Pater Martin, durfte er die Bergatreuter Muttergottes heimsuchen, die einst von seinem Lehrvater in dessen Hauskapelle in Temeswar täglich verehrt wurde. Gehörgenuss wurde zudem vom starken Klangkörper des Kirchenchor Bergatreute geboten, der unter Leitung von Caroline Forderer die lateinische Messe bréve in c von Charles Gounod mit Begleitung von Claudia Bentele an der 18 Register und 1314 Pfeifen umfassenden Reiser-Orgel bot. Zusammen mit einigen Priestern, Diakonen und Ordensschwestern sowie den Erstkommunionkindern und den örtlichen Vereinen zog im Anschluss die Prozession mit dem Gnadenbild und etwa 400 Gläubigen durch den Ort, hinaus in die Flur. Ein festlich geschmückter Altar bildete Kulisse für eine kurze Andacht. Nach dem feierlichen Schlusssegen erklang das schönste aller Marienlieder – so der Festgast Pater Martin – dem vom Hl. Hermann aus Altshausen zugeschriebenen Salve Regina. Während in der Wallfahrtskirche Ruhe einkehrte, fand im nahen Pfarrgemeindehaus die Gemeindefeier mit Unterhaltung durch die Musikkapelle Bergatreute unter der Leitung von Anja Vincon statt. Zwei Frauen nahmen sich die Ruhe der Pilgerschaft zugunsten und sangen mehrstimmig vor dem in der Kirche ausgestellten Gnadenbild das Sancta Mater von Johannes Schweitzer in ergreifender Weise. Überhaupt wurden an diesem Festtag viele Marienlieder gesungen, die sogar vielstimmig von Männern lautstark erklangen.
Begegnung und Heimsuchung stehen an diesem Tag in besonderer Weise im Vordergrund: zum einen mit Gebürtigen, die an diesem einen Tag nach Bergatreute heimkehren. Zum anderen die Begegnung der Wallfahrer und Pilger mit Maria – sie ist in Bergatreute zumindest an diesem Tag nicht zwei punkt null, sondern die Heimkehr zur Mutter aller Christen.